Die Experten in der gemeinsame Anhörung des Ausschuss für Wirtschaft, Innovation und Medien mit dem Schulausschuss haben eine Botschaft deutlich rüber gebracht: Medienkompetenz ist in unserer digitalen Welt eine Schlüsselkompetenz, die nicht nur für eine erfolgreiche Schul- und Berufslaufbahn wichtig ist, sondern auch für Teilhabe und Gestaltung unserer Gesellschaft. Deshalb waren sich die Experten auch einig, dass dieses Thema raus aus der Nische muss und als selbstverständliche Querschnittsaufgabe gesehen werden muss.
Rund vier Stunden haben wir mit den Experten über die Bedeutung der Medienkompetenzförderung gesprochen. Basis war das vom Senat vorgelegte Rahmenkonzept Medienkompetenzförderung. Die Experten haben das Konzept grundsätzlich positiv bewertet und fanden es gut, dass überwiegend die Chancen der Digitalisierung betont werden. Ebenfalls positiv wurde gesehen, dass das Konzept die Medienbildung als Gesamtaufgabe gesehen wird. Hamburg ist hier weiter, als die anderen Bundesländer, so der Tenor. Auch die Menge an vorhandenen Projekten wird als herausragend erachtet. Hamburg hat mit dem Konzept gute Voraussetzungen, als Leuchtturm der Medienkompetenzförderung in Deutschland zu gelten.
Die Experten haben allerdings auch auf Schwachstellen hingewiesen. Zum Beispiel sei in vielen Handlungsempfehlungen eine größere Verbindlichkeit vonnöten. Auch die strukturelle Verankerung der Projekte und Handlungsempfehlungen wurde bemängelt. Hier muss sich zeigen, ob sich aus einem Konzept tatsächlich positive Auswirkungen auf die Praxis ergeben. Im Schulbereich müssen die Curriculae konkreter werden, bei den Angeboten müsse es stärker um Qualität und nicht um Masse gehen und insbesondere die Ausbildung der Lehrkräfte und Pädagogen muss ausgebaut werden.
Wenn man eine wirklich breite Medienkompetenzförderung wolle, dann ist eine „Popularisierung“ notwendig. Es muss darum gehen, die gesamte Einrichtung (also z. B. die Schule oder Kita) „fit“ in der Medienanwendung und Medienbildung zu machen. Nur so kann die Medienkompetenzförderung „am Leben“ erhalten werden. Sie ist dann nicht mehr abhängig vom Expertenwissen einzelner Lehrkräfte oder Pädagogen.
Kritisiert wurde die immer aufkommende Forderung nach „Internetführerscheinen“. Dies ist keine geeignete Methode, um Medienbildung zu verstetigen. Wenn schon Führerschein, dann für alle – also auch für Lehrkräfte und Pädagogen – war die Meinung. Besser ist da schon der Hamburger Medienpass, der die Medienkompetenzausbildung über einen längeren Zeitraum dokumentiert. Die Hamburger „Kulturagenten“ sind ebenfalls ein guter Baustein, da diese Lotsen durch die Angebote sind.
Spannend war die Diskussion, welche Angebote denn tatsächlich die Kinder erreichen können. Hier wurde einhellig gefordert, dass es einen stärkeren Dialog zwischen Eltern, Lehrern und Kindern geben muss. Nur so können alle Beteiligten die Chancen und Risiken besser bewerten. Bei diesem Dialog sollten die Lebenswelten der Kinder im Mittelpunkt stehen. Dies ist häufig nicht der Fall. Dies kritisiere ich auch immer wieder, wenn ich meine, dass die Generation Plattenladen der Generation YouTube nicht permanent den eigenen Lebensstil aufzwängen sollte. Gerade was die Nutzungsbetrachtung betrifft, muss stärker differenziert werden. Der reine Blick auf die Onlinezeit ist in Zeiten von Smartphones und „Always on“ viel zu eindimensional. Es geht um die qualitative Nutzung, nicht um die quantitative.
Natürlich wurde in den vier Stunden noch viel mehr ins Detail gegangen. Sobald das Wortprotokoll vorliegt, werde ich es hier auch veröffentlichen. Ich denke aber, dass wir mit der Expertenanhörung dem partizipativen Gedanken des Rahmenkonzepts einen weiteren Baustein hinzugefügt haben. Weiter wird es dann mit der Auswertung der Anhörung in einem der kommenden Ausschüsse gehen. Sobald dieser Termin gesetzt ist, werde ich ihn hier auch kommunizieren.
[Drucksache Rahmenkonzept Medienkompetenzförderung zum Download]