Die Wahlkreisauszählungen dauern nach wie vor an. Sowohl die Kandidaten der Bürgerschaft, als auch der Bezirksversammlung müssen noch warten. Es zeichnet sich aber ab, dass insbesondere bei der SPD die Listen durcheinander gewürfelt werden. Zusätzlich profitieren die kleinen Parteien von dem neuen Wahlrecht. In unserem Wahlkreis 1 verliert die CDU ihr sicher geglaubtes zweites Mandat wahrscheinlich an die „Linke“. In anderen Wahlkreisen profitiert die GAL vom Wahlrecht.
Die Möglichkeit weiter hinten platzierte Kandidaten „nach vorne“ zu wählen haben viele Wähler genutzt. Bei der SPD liegen in sieben Wahlkreisen weiter hinten platzierte Kandidaten in Führung. Im Wahlkreis 1 konnte Susanne Buhl davon profitieren. Sie war bisher auf Platz vier und findet sich nun auf dem ersten Platz wieder. Fulminant konnte Metin Hakverdi aus Wilhelmsburg den Wahlkreis innerhalb der SPD für sich entscheiden. Mit über 20% konnte er fast soviel Stimmen gewinnen, wie alle anderen SPD-Kandidaten zusammen.
Das neue Wahlrecht bietet Möglichkeiten, die die Hamburger Wähler bisher nicht kannten. Von vielen wurde befürchtet, dass es viele ungültige Stimmen geben würde. Dies ist zum Glück nicht eingetroffen. Insgesamt haben aber die meisten Wähler die Listen der Parteien direkt angekreuzt. Der hohe Anteil an Briefwählern ist wohl auch dem Wahlrecht geschuldet.
Dort wo aber die Wähler von den neuen Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben, zeichnet sich ein Designfehler im Wahlrecht ab. Viele Wähler haben einen Kandidaten aus „ihrem Stadtteil“ gewählt. Die großen Mehrmandatswahlkreise mit bis zu 5 Bürgerschaftsabgeordneten bevorteilen daher Kandidaten aus den großen Stadtteilen. Dies wird sich erst recht bei der Bezirksversammlung auswirken.
In der Bezirksversammlung sollten alle Stadtteile vertreten sein. Das neue Wahlrecht wird dies wohl verhindern. Ein Fehler, wie ich finde!