Am letzten Sonntag gab es wieder einen Tatort aus Hamburg. Das Abenblatt behauptete, Hamburg sei nicht richtig wiederzuerkennen und der Bürgermeister entgegnet heute nun in einem Brief, dass der Tatort auch nicht „sein“ Hamburg wiederspiegelt. Ich hab mich ein wenig über die mangelnde Ortskenntnis des Bürgermeisters gewundert und nun ebenfalls einen Brief ans Abendblatt geschickt.
Falls der Brief abgedruckt wird, verschwindet er eh hinter Paywall. Deswegen veröffentliche ich den Brief an dieser Stelle:
Lieber Herr von Beust,
Sie als Bürgermeister schreiben, ihr Hamburg sei das auch nicht gewesen.  Nur leider scheint Ihnen Ihre Wahrnehmung einen Streich gespielt zu  haben. Der Tatort hat überhaupt nicht in der Hafencity gespielt. Die  Wohnung des Komissars befindet sich am Alsterfleet am Rödingsmarkt. Ein  Steinwurf entfernt vom Michel, lieber Ole! Das kühle und menschenleere  Bild dieser Gegend könnte schnell besser sein, wenn das  gegenüberliegende Parkhaus Wohnungen weichen würde – so wie es der  Bezirk Hamburg-Mitte seit langem fordert und die städtische Sprinkenhof  AG bisher erfolgreich verhindert.
Aber Ihre Aussage macht deutlich, dass sich die Neubauquartiere immer  mehr angleichen. Früher hat man anhand der Bilder immer erkannt, in  welchem Stadtteil diese aufgenommen wurden. Heute ist diese  Unverwechselbarkeit der architektonischen Klonerei der immergleichen  Entwürfe gewichen. Wenn wir nicht aufpassen, dann wird man bald nicht  mehr erkennen, in welcher Stadt ein Tatort gedreht wird.
Unvergessen sind in der Tat Manfred Krug und Charles Brauer. Der beste  Tatort aus dieser Reihe spielte übrigens auf Neuwerk. Dem  unverwechselbarsten Stadtteil in Hamburg(-Mitte).
Es grüßt Sie
Hansjörg Schmidt
Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion Hamburg-Mitte und
Sprecher im Stadtplanungsausschuß
P.S.: Ich fand den Tatort gut!
Ich habe den Tatort nicht gesehen, aber stimme dem zu, dass sich unsere Städte immer mehr ähneln. Das ist zum einen auf die hier angesprochene Einerlei-Architektur zurückzuführen. Gott, ist das alles langweilig, was derzeit in Hamburg (und anderen Städten) gebaut wird!
Andererseits wird jede Einkaufsstraße mit immer den gleichen Läden bestückt, was der Ausbildung eines „Profils“ auch nicht gerade förderlich ist.
Feiner Brief. Wenn das so weitergeht, kann man den Briefwechsel bald als Buch veröffentlichen.