Internetwahlkampf in den USA

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Das Internet gehört mittlerweile zu den Standardbausteinen einer jeden Wahlkampfstrategie. Amerikanische Wahlkämpfer sind dabei den deutschen Wahlkämpfern wie immer weit voraus und nutzen die Möglichkeiten weit besser. Kein Wunder, 71.1% der über 300 Millionen Amerikaner nutzen das Internet.
Um gerade an die jüngeren und besser informierten Wählerschichten heranzukommen müssen die Kandidaten im Internet präsent sein und dort die Themen besetzen. Barack Obama hat alleine im Februar über 1 Mio Dollar an Google-Adwords ausgegeben. Hillary Clinton hingegen nur 67.000 Dollar.
Aber es wird nicht nur Geld online ausgegeben, sondern auch eingesammelt. Barack Obama hat 45 Mio Dollar online eingesammelt und Hillary Clinton immerhin 30 Mio Dollar. Dies sind vor allem Kleinstspenden. Zum Geldsammeln ist das Internet halt sehr einfach. Per Mausklick werden die Beträge transferiert.
Während hiesige Wahlkämpfer glauben, mit einer einfachen Webseite sei der Online-Wahlkampf abgedeckt, sieht man in den USA, dass es noch viel mehr bedarf, um erfolgreich im Internet an die Wähler heranzutreten. Insbesondere das Web 2.0 wird dort benutzt. Jeder Kandidat lässt von seinem Team ein offizielles Weblog führen. Dort wird über den Verlauf der Kampagne berichtet, nächste Termine veröffentlicht und Bilder und Videos gepostet.
Die steigende Popularität der Social Networks wird natürlich auch von den Kandidaten benutzt. Diese Seiten sorgen dafür, dass die menschliche Seite der Kandidaten zum tragen kommt. Teilweise persönliche Dinge wie Vorlieben und Abneigungen werden dargestellt und die Nutzer können sich mit ihrem Kandidaten „vernetzen“. Obama schafft es so z. B. bei Facebook auf über eine halbe Million Anhänger. John McCain benutzt auch MySpace, scheint hier aber ein wenig glückliches Händchen zu haben.
Auch die diversen Videoportale werden zur Verbreitung der Botschaften benutzt. Youtoube.com hat der Wahl eine eigene Seite gewidmet. Und hier schließt sich auch wieder ein Kreis. Das Internet zerrt auch die negativen Seiten des Wahlkampfes ans Licht. Relativ harmlos sind noch Videos, auf denen zum Beispiel der republikanische Senator John McCain öffentlich Terror-Gruppen verwechselt oder Clinton mit schräger Stimme die Nationalhymne singt. Die „Hasspredigt“ des Geistlichen Jeremiah Wright von der Heimatgemeinde Obamas zählt zu den meistgeschauten Videos und hat es bis in die Tagesthemen geschafft. Hillary Clinton wurde durch ein Video über den angeblichen Beschuss durch Heckenschützen bei einer Reise ins ehemalige Jugoslawien der Lüge überführt. Mit SpotRunner gibt es nun auch ein Angebot, mit dem jeder Kandidat seine eigenen Wahlspots produzieren kann. Bei über 50.000 Wahlen im Jahr wird es da bestimmt den einen oder anderen Kandidaten geben, der so ein Angebot nutzt.
Blogger und Social Networks haben den öffentlichen Raum im Internet ausgeweitet. Dadurch haben sich die Spielregeln im Wahlkampf verändert. Mit Spannung erwarte ich den nächsten Bundestagswahlkampf und hoffe, dass dort das Internet kreativer genutzt wird als noch in den letzten Wahlkämpfen.
Weiterführende Links:
US-Wahlkämpfer und die schöne neue Internet-Welt
Offizielle Website von Hillary Clinton
Offizielle Website von Barack Obama
Offizielle Website von John McCain
Obama bei Facebook
Clinton bei MySpace
McCain bei MySpace

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