Er ist dann mal weg…

Politik

Der größte Bestseller der vergangenen Jahre war Hape Kerkelings Pilgerreisenbericht mit dem klingenden Titel „Ich bin dann mal weg!“ Nach Margot Käßmann und Roland Koch nimmt ihn sich nun die dritte und wichtigste Person des öffentlichen Lebens zu Herzen. Waren die beiden ersten Fälle interessante Symbole für eine komplexe Rollensuche in unübersichtlichen Zeiten, ist dieser Rücktritt zum Heulen vor Wut und in jeder Hinsicht eine Katastrophe. Er ist illoyal, weil er der Bundeskanzlerin, die ihn gefördert und gerade einen schweren Stand hat, den Boden unter den Füssen wegzieht. Er ist feige, weil er einem unbehelligten Ruhestand der Debatte über einen Krieg den Vorrang gibt, wobei die Bundeswehrsoldaten diese Option leider nicht haben. Und er bricht das implizite Versprechen, das Staatsmänner mit der Annahme ihrer Wahl geben: Die Leute in schwierigen Zeiten nicht allein zu lassen.

Das sind nicht meine Worte, sondern die von Nils Minkmar, seines Zeichen Feuilletonist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Aber ähnliche Gedanken hatte ich gestern.
Ein Bundespräsident tritt nicht einfach so zurück. Das geht nicht und geht völlig an meinem Staatsverständnis vorbei. Horst Köhler war nie „mein“ Bundespräsident, aber ich habe seinen Einsatz für Afrika immer respektiert. Ich glaube, dies war der einzig authentische Zug an ihm. Ich kann mich an Weizsäcker, Herzog, Rau und Köhler erinnern. Jeder hat in seiner Zeit Spuren hinterlassen, wobei Weizsäcker sicherlich die größten Schuhe anhatte. Die Amtszeit von Köhler wird wohl auf ewig mit seinem unwürdigen Abgang verbunden sein.
[via faz.net: Der Fahnenflüchtling]

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