Bei der gestrigen Verleihung des Henri Nannen Preises 2012 sorgte weniger der grandiose Auftritt von Jamie Cullum für Gesprächsstoff, sondern dass die Journalisten Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter von der „Süddeutschen Zeitung“ den Preis ablehnten. Sie wollten nicht gleichzeitig mit Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch von der „Bild“ ausgezeichnet werden. Diese hatten den Preis für ihre Rechercheleistung bei der Aufdeckung der dubiosen Kreditvergabe an den Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff erhalten.
Die Nominierung sorgte bereits im Vorfelde für Kritik. Als dann die Preisvergabe bekannt gegeben wurde, gab es ordentlich Buh-Rufe, aber auch Applaus. Genauso gespalten wie das Publikum vor Ort war auch die Jury, wie Helmut Markwort erklärte. Dort gab es eine Patt-Situation. Deshalb sei die Entscheidung für zwei Preisträger gefallen. Die Ablehnung sei zu respektieren, sagte Jury-Mitglied Ines Pohl von der „taz“, sparte aber auch nicht gerade mit Kritik.
Die Kritik die vor Ort geübt wurde, ging hauptsächlich darum, dass man der „Bild“, die nicht immer für saubere Recherche bekannt ist, nicht den Preis für die beste „Investigation“ geben könnte, dies würde das Blatt zu sehr adeln. Die Begründung von Markwort, man würde die journalistische Leistung und nicht das Umfeld bewerten, klingt zunächst plausibel. Aber wäre es dann nicht angebrachter, den Preis auf mehrere Medien zu verteilen? Keine Frage, die „Bild“ hat einen großen Anteil an der Geschichte. Aber an der Aufdeckung der Causa Wulff waren „Der Spiegel“ und „stern“ mindestens genauso beteiligt. Die „Bild“ war halt die erste Zeitung, die das ganze an die Öffentlichkeit gebracht hat. Aber die zahlreichen Details und Hintergründe lieferten andere Zeitungen ebenso und die Veröffentlichung der „Bild“ war nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild.
Trotz dieses Eklats war die Preisverleihung eine tolle Gala. Mein Highlight war die Preisvergabe in der Kategorie „Reportage“. Aus diesen wurden kurze Stücke unter anderem von Peter Jordan vorgelesen. Ebenfalls war die Vergabe an Nick Davies in der Kategorie „Pressefreiheit“ für seine Hartnäckig in dem Murdoch-Skandal absolut verdient. Ja und dann war da natürlich Jamie Cullum!