Wir müssen die digitalen Gräben überwinden

Politik

In Deutschland haben 17 % der Bevölkerung, also jeder sechste Bundesbürger, zwischen 16 und 74 Jahren noch nie das Internet genutzt. In der Altersklasse von 55 bis 74 Jahren sind es sogar 42 %. Dies sind aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamt. Im EU-Vergleich liegt Deutschland noch besser als im Schnitt, aber für eine Industrienation, deren Wohlstand maßgeblich vom Zugang zu Wissen und neuen Geschäftsfeldern abhängt, ist dies kein allzu gutes Zeugnis. Die digitalen Gräben sind noch tief.

Dass so viele ältere Menschen – by the way, 55-Jährige würde ich noch nicht als alt bezeichnen – von der digitalen Entwicklung abgehängt werden, ist insbesondere ein gesellschaftliches Problem. Es gibt viele Angebote, die man nur digital erreichen kann oder man hat erhebliche Nachteile, wenn man bestimmte Dinge offline erledigt. Eine Hotelbuchung über das Internet ist beispielsweise häufig viel günstiger. Aber es gibt nicht nur digitale Gräben zwischen den Generationen. Schaut man sich das Nutzungsverhalten der aktiven Internetuser an, dann gibt es auch hier eklatante Unterschiede. Diese machen sich häufig an dem Bildungsniveau und den Lebensumständen fest. Möglichkeiten zur Vernetzung, der aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs, Fortbildung und beruflicher Aufstieg durch die Internetnutzung werden nur von einer bestimmten Klientel genutzt. Mittelalte Männer mit hohem Bildungsabschluss schöpfen die Möglichkeiten des Internet besser aus, als der Rest. Dies sind Erkenntnisse aus der Online/Offline-Studie von ARD und ZDF.
Das Ziel muss es sein, dass alle Menschen in unserem Land die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten ebenso wie die neuen Chancen für die demokratische Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens, für die wirtschaftliche Betätigung und für die Wissensgesellschaft erkennen und nutzen. Die Medienkompetenz entwickelt sich dabei zu einer unverzichtbaren Schlüsselqualifikation in unserer lnformations-, Wissens- und Kommunikationsgesellschaft und muss deshalb besonders gefördert werden. Ebenso ist der Ausbau der Breitbandanbindung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es gibt (zum Glück zählt Hamburg nicht dazu) immer noch Landstriche, die keinen adäquaten Zugang zu schnellen Internetverbindungen haben. Es wird Zeit, dass hier Anreize für den Ausbau geschaffen werden und wenn nötig regulatorisch eingegriffen wird.
Wir müssen die digitalen Gräben endlich überwinden. Das Internet ist nicht alles, aber die digitalen Medien sind nicht länger nur eine technische Plattform, denn gesellschaftliche Veränderungen finden maßgeblich in und mit den neuen Medien statt und da dürfen wir niemanden zurücklassen.

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