Deutsche Bloglandschaft angeblich unpolitisch und damit unprofessionell

Allgemein

Eine Einschätzung, die ich so nicht komplett teilen kann. Die Netzzeitung zitiert eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung, die zu dem Ergebnis kommen soll, dass die deutsche Blogosphäre im vergleich mit der US-amerikanischen unpolitisch und unreif ist. Dabei wurden nicht nur politische Blogs untersucht, sondern sämtliche Beiträge und Postings eines längeren Zeitraums. Überprüft wurde z.B. die Häufigkeit von Begriffen wie „Irak“, „George Bush“, „Angela Merkel“ oder „Terror“ und „Saddam Hussein“. Keines der zahlreichen abgeprüften politischen Themen findet in mehr als einem halben Prozent der deutschsprachigen Blog-Einträge Verwendung, bei den US-amerikanischen in mehr als zehnmal soviel.
Die These unpolitisch=unprofessionell ist meiner Meinung nach quatsch, es gibt jede Menge Blogs, die z. B. Fachthemen auf sehr hohem Niveau transportieren und dabei völlig unpolitisch bleiben. Ansonsten kenne ich erstens jede Menge Blogs, die politische Themen gut darstellen und damit meine ich nicht nur Blogs von aktiven Politikern. Zweitens glaube ich, dass ich die untersuchten Stichwörter in den von mir gelesenen Blogs mit politischem Inhalt so gut wie nie vorkommen. Die meisten beschäftigen sich eher mit lokalen Dingen. Politik beginnt vor der eigenen Haustür – so ist es auch in den Blogs, die Themen berühren eher das private Umfeld.
[via Haltungsturner: Deutsche Blogger sind unpolitisch und unreif]
Update:  Wenn ich mir diesen Artikel der WELT anschaue, scheinen aber auch so einige Journalisten beim Thema bloggen nicht wirklich weit in ihrer Entwicklung gekommen zu sein, oder wie lässt es sich erklären, dass Abgeordnetenwatch.de neuerdings ein Blog ist…
[via Indiskretion Ehrensache: Medienkompetenz? Welche Medienkompetenz?]

3 Gedanken zu „Deutsche Bloglandschaft angeblich unpolitisch und damit unprofessionell“

  1. Hallo, ich bin einer der Mitherausgeber des zweibändigen Sammelwerks [sehe auch gerade: und Genosse.. :)] und verfolge fasziniert die Wellen, die der Text in der Netzzeitung schlägt.
    Eine kleine Korrektur: „Die Netzzeitung zitiert eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung“ (DGOF)
    Die Studie ist von Forschern der Uni xx durchgeführt worden und in dem Sammelband erschienen, den Martin Welker, Ansgar Zerfaß und ich editiert haben und der durch die DGOF gefördert wurde; die DGOF hat aber mit der Studie und den Ergebnissen nichts zu tun.
    Schöne Grüße, Jan

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