Zu wissen, wie man Hände schüttelt, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist Taktik. Zu wissen, welche Hände man schütteln muss, um zu gewinnen, ist Strategie.
Ich hatte bereits im Februar orakelt, dass Hillary Clinton das Nachsehen haben wird. Der Gewinn von Barack Obama über Hillary Clinton scheint von außen betrachtet ein Gewinn der Strategie über die Taktik zu sein. Selten gab es in der Politik ein so spannendes Kopf-an-Kopf Rennen. Betrachtet man die Vorgehensweise des Teams um Obama erkennt man eine schlaue Strategie. Während Hillary Clinton die Kandidaten des Partei-Establishments war und sich auf die großen Staaten mit einer für sie sicheren Unterstützerbasis konzentrierte, hat das Obama-Lager von vornherein die kleineren Staaten penetriert und seine Ressourcen nicht in direkten Auseinandersetzung verschwendet. Dies führte dazu, dass er relativ schnell ein ausreichend starkes Momentum aufbauen konnte und von Sieg zu Sieg eilte.
Die Strategie setze darauf, nicht die Schlachtfelder zu gewinnen, sondern die Delegierten. Es ist damit wohl die erste „Long Tail-Kampagne“ in der politischen Geschichte. So konnte Obama z. B. in Idaho, Nebraska, Vermont, Maine, Mississippi, North Dakota, District of Columbia, Hawaii und Alaska 118 Delegierte einsammeln und Clinton grade mal 57. Obama hat sich besonders in den Wahlbezirke mit einer ungeraden Anzahl an Delegierten engagiert und konnte dort in der Regel den zusätzlichen Delegierten gewinnen, während es in den Distrikten mit geraden Delegiertenzahlen für Clinton häufig nur zu einem Stimmensplitting reichte.
In Wahlkämpfen geht es immer um den zielgerichteten Einsatz der knappen Ressourcen. Die Wahl der Mittel ist die Taktik, die Wahl des Einsatzortes ist die Strategie. Am Ende gewinnt die bessere Strategie.
Es wird spannend zu sehen sein, ob er mit dieser Strategie gegen McCain bestehen kann oder ob sich das Obama-Lager nun eine andere Strategie überlegt. Ab nun wird es nämlich ernst und bei Wahl im November geht es um die Mehrheiten in jedem einzelnen Land.
„Taktik ist etwas für schlechte Spieler“ – Bill Shankley, ehemaliger Trainer des Liverpool FC