Mein erstes Buch-Posting im neuen Jahr. Über die Feiertage hatte ich mal wieder Gelegenheit, ausgiebig zu lesen. Was gibt es besseres, als dem Familientrubel durch ein paar ausgewachsene Krimis zu entkommen.
Ich will jetzt nicht das facettenreiche Leben Stieg Larssons herunterbeten. Einfach selber mal schauen. Seine Millenium-Trilogie umfasst die Bücher Verblendung, Verdammnis und Vergebung. Dabei geht es um den Journalisten und gescheiterten Herausgeber der Zeitschrift „Millenium“ Mikael „Kalle“ Blomkvist und die Hackerin Lisbeth Salander.
Im ersten Teil soll sich Mikael Blomkvist in die Historie der nordschwedischen Großfamilie Vanger einarbeiten und herausfinden, was vor mehreren Jahrzehnten geschah, als die damals 16-jährige Harriet Vanger während eines Familientreffens spurlos verschwand. Je mehr er sich in die Familiengeschichte einarbeitet, um so mehr Wahnsinn deckt Blomkvist auf. Unterstützung holt er sich in Form von Lisbeth Salander, einer „sozial nicht kompetenten“ Persönlichkeit. Die unter Amtsvormundschaft stehende Salander begegnet ihrer Umwelt in der Regel mit extremer Feindeseligkeit, entlockt aber durch ihre Hackerfähigkeiten den Computern ihrer Mitmenschen die tiefsten Geheimnisse. Am Ende kommen beide den dunkelsten Familiengeheimnissen auf die Spur und Lisbeth Salander befreit Mikael Blomkvist nicht nur aus seiner beruflichen Krise.
Während der erste Teil als eigenständiger Roman zu lesen ist, sind die beiden Fortsetzungen eng miteinander verknüpft. Hier geht es mehr um die dunklen Hintergründe Salanders. Verdammnis beginnt mit den Recherchen Blomkvist zu einem Mädchenhändlerring, dessen Hintermänner höchste Regierungsämter bekleiden. Als sein Informant und seine Frau tot aufgefunden wird und auch noch der Vormund von Salander ermordet wird, fällt der Verdacht sofort auf sie. Lisbeth Salander wird an den Pranger gestellt und flüchtet. Nur Mikael Blomkvist glaubt an ihre Unschuld und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Seine Nachforschungen führen in Lisbeths Vergangenheit. Stück für Stück kommt eine unheimliche Wahrheit ans Tageslicht, deren ganzes Ausmaß durchaus erschreckend ist.
Der dritte Teil Vergebung beginnt direkt nach der letzten Seite des Vorgängers. Zuviel wird hier nicht verraten, aber Lisbeth Salander steht weiterhin unter Mordverdacht und Blomkvist versucht weiterhin ihre Unschuld zu beweisen. Es fehlen nur noch wenige Details, und er wird das Komplott gegen Salander aufdecken. Aber sein Gegner ist kein geringerer als eine Gruppe Geheimagenten die selbst die schwedische Regierung unterwandert haben.
Während der erste Teil noch ein klassiches Agatha Christie-Setting aufweist, ist der Plot der beiden letzten Teile doch arg konstruiert. Aber alle drei Romane sind unglaublich fesselnd. Insbesondere Vergebung toppt die beiden anderen um längen. Wer glaubt, diese Bücher dosiert lesen zu können, der irrt. Auch die Rahmenhandlungen um die Zeitschrift Millenium und dem Lebensweg von Lisbeth Salander sind zwei spannende Handlungstränge. Einerseits bietet es Stieg Larsson die Gelegenheit Einblicke in das Wesen des Wirtschaftjournalismus zu geben und andererseits wächst einem die etwas ausgeflippte Salander schnell ans Herz. Durch ihre Fähigkeiten gelangt die Handlung ein ums andere Mal aus der Sackgasse. Ihr Zugriff auf die Computer dieser Welt ist bei weitem nicht so unrealistisch wie in anderen Romanen dargestellt. Sie nutzt vielmehr die menschlichen Schwächen aus. Das BKA liest bestimmt genau mit, wenn die Funktionsweise des Salander-Trojaners erklärt wird.
Beim Lesen der über 2000 Seiten wunderte ich mich immer wieder, was diese Geschichte so spannend macht. Eigentlich ist es doch eher die Ansammlung von Klischees. Blomkvist schleppt spielend jede Frau ins Bett. Die Bösewichte sind richtig böse Bösewichte, einer gar schmerzunempfindlich. Ich hab mir immer den Typen aus Sakrileg vorgestellt. Lisbeth hat eine familiäre Vergangenheit die sich schrecklicher kaum vorstellen läßt. Die Politik, die Geheimdienste alles finster. Und doch ist man am Ende ganz angetan und legt die Bücher nicht aus der Hand. Dies ist der Verdienst Stieg Larssons. Auch wenn er dem Leser häufig das Denken abnimmt, sorgt er einfach für gute Unterhaltung!
Wie gesagt, zwischen den schweren Feiertagen genau die richtige Kost. Spannende Krimis, die ich gerne weiterempfehle.