Frisch gelesen: J. R. Moehringer, Tender Bar

Allgemein

tenderbar.jpg Eine Bar ist vielleicht nicht der beste Ort für ein Kind, aber bei weitem nicht der schlechteste. So sieht es zumindest J. R. Moehringer, seines Zeichen Korrespondent für die Los Angeles Times und Pulitzer Preisträger. Dieses Buch beschreibt seine Kindheit und Jugend. Gemeinsam mit seiner alleinerziehender Mutter leben sie in dem abrissreifen Haus seines Großvaters. Seinen Vater kennt er nur als Stimme aus dem Radio. Seine Ersatzväter sind die Gäste und Angestellten des „Dickens“, eine Bar mit vielen Stammgästen. Darunter sind so illustre Typen wie Smelly, der Koch, Bob the Cop und Cager, der Vietnam Veteran. Diese unterschiedlichen Typen haben alle eine einzelne Facette, die größeren Einfluss auf das Erwachsenwerden von JR nehmen.
In der Bar hört JR zum ersten Mal Sinatra, sieht Baseballspiele im Fernsehen, und trinkt sein erstes Bier. Er lernt auch, dass Träume wahr werden können – wenn man für sie kämpft. Ein überraschendes Stipendium führt in nach Yale, dort verliebt er sich unglücklich in eine Oberschichtenschönheit und wird am Ende doch Journalist. Jeder Sieg und jede Niederlage wird in der Bar besprochen und vor allem begossen. Trotzallem ist „Tender Bar“ kein Säuferroman. Vielmehr ein streckenweise sehr komischer, manchal sehr trauriger und ab und an auch etwas länglicher Entwicklungsroman.
In den USA wurde die Originalausgabe 2005 mit dem renommierten Booker-Preis geehrt. Das Buch liest sich leicht und locker. Besonders am Anfang, wenn die Charaktere aus den Augen eines kleinen Jungen beschrieben werden, kann man sich kaum das Lachen verkneifen. Man kann fast glauben, die Geschichte sei frei erfunden, J.R. Moehringer hat wohl auch unzählige Anläufe unternommen, bis er seine Erinnerungen endlich zu Papier gebracht hatte. Geschichten über die Entstehung des Romans erfährt im Buch.
Ich habe dieses Buch genossen. Es ist wie ein Besuch in einer Lieblingskneipe. Wer Kneipen mag, wird dieses Buch mögen, ganz sicher 😉

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